16 3. Der Groe Kurfürst 16401688.
brg einzufallen. Er hoffte dadurch mit Recht, den Kurfrsten vom Kriegsschauplatz am Rhein abzuziehen. Als Friedrich Wilhelmi>ie Nachricht von dem berfall in seinem Rcken er-hielt, war sein erstes Wort: Das kann den Schweden Pommern (nmlich Vorpommern, das ihnen damals noch gehrte) kosten." Er rstete aber noch sein Heer mglichst sorgfltig und rckte dann in Eilmrschen vom Rhein der Magdeburg zum Rhin (rechts zur Havel). Als er hierbei nach Rathenow (an der Havel) kam, berraschte und zersprengte er die schwedische Besatzung der Stadt, in die zuerst der alte Derfflinger mit einigen Begleitern eingedrungen war. Dann setzte er mit 6000 Reitern und 12 Geschtzen dem doppelt so starken Feinde nach und schlug ihn drei Fehrbellin 1675. Tage spter bei Fehrbellin (am Rhin) am 28. Juni 1675 in zwei Stunden aufs Haupt. Sein Stallmeister Emanuel Froben war unmittelbar neben ihm von einer Kanonenkugel td-lich getroffen worden. Diese herrliche Waffentat machte den Brandenburger Namen weithin berhmt, und Friedrich Wilhelm hie seitdem der Groe Kurfürst.
Die Schweden 14. In den folgenden Jahren vertrieb er die Schweden m^Ostmu'en" aus ganz Vorpommern, und als sie nun auf den Gedanken vertrieben, kamen, ihn unvermutet in seinem Herzogtum Preußen anzugreifen, war er auch hier alsbald zur Stelle. Er jagte ihnen allein durch sein Erscheinen solche Furcht ein, da sie den Rckzug antraten. Aber er begngte sich damit nicht, sondern verfolgte sie mit seinen Futruppen, die er auf Schlitten fortschaffte, und mit seinen Reitern in eisiger Winterklte der das Frische und Kurts che Haff bis vor die Mauern von Riga. Trotzdem verhinderte Ludwig Xiv., da dem khnen Sieger eine nennens-werte Entschdigung zuteil wurde. Er mute die pommerschen Eroberungen wieder herausgeben und wurde darber so zornig, da er in die Worte ausbrach: Mge einst aus meiner Asche ein Rcher erstehen!"
Liegnitz, Brieg. Ebenso bereitete ihm der Kaiser eine bittere Enttuschung. Wohlau Denn als 1675 der letzte Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlan starb, htten seine Lnder nach dem Vertrage Joa-chims Ii. ( 7) eigentlich an Brandenburg fallen sollen. Der Kaiser zog sie aber fr sich ein und gab dem Kurfrsten nur den Kreis Schwiebus (stlich von Frankfurt a. d. O.), den der Nachfolger sogar wieder abtreten mute, als geringen Ersatz.
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1
24 6. Friedrich Ii. der Groe 17401786.
sammensten, und der Kronprinz, versuchte sogar auf einer Reise in Sddeutschland nach England zu entfliehen. Der Plan kam aber zutage, und Friedrich wurde mit seinem Freund Katte ge-fangengesetzt. Der König geriet in furchtbaren Zorn, stellte ihn vor ein Kriegsgericht und dachte daran, seinen Sohn zu enterben. Aber allmhlich beruhigte er sich. Er lie zwar Katte in Kstrin hinrichten, befreite aber den Kronprinzen aus der strengen Haft und befahl, da er auf der dortigen Kriegs- und Domnenkammer ein Voiles Jahr arbeitete. Von nun an ging in Friedrich eine Wandlung vor. Er sah sein Unrecht ein und versprach, fortan ein gehorsamer Sohn zu sein. Er vermhlte sich auf den Wunsch seines Vaters mit Elisabeth Christine von Braun-schweig, lebte mit ihr auf Schlo Rheinsberg bei Neu-Ruppin und wurde zum Oberst des Regiments in, dieser Stadt ernannt. Er zeichnete sich als solcher so sehr aus, da der König auf dem Sterbebette sagen konnte: Mein Gott, ich sterbe zu-frieden, weil ich einen so wrdigen Nachfolger habe."
6. Friedrich Ii. der Groe (740(786.
a) Friedrichs Ii. Kriege.
i. Schlesischer 24. Einige Monate nach dem Tode Friedrich Wilhelms I.
Moll?i?4i, starb auch Kaiser Karl Vi. aus dem Hause Habsburg. Da er keine mnnlichen Erben hatte, wnschte er, alle sterreichischen Lnder seiner erstgeborenen Tochter Maria Theresia zu hinterlassen. Dies war eigentlich nicht statthaft, aber die euro-pifchen Grostaaten hatten ihre Zustimmung dazu gegeben, ebenso König Friedrich Wilhelm I., wenn er dafr das Herzogtum Berg am Rhein erhielte. Der Kaiser hatte ihm zwar . eine solche Zusage gemacht, aber nicht gehalten. Deshalb erhob jetzt Friedrich Ii. die alten Ansprche Preuens auf die s ch l e s i -sehen Frstentmer. Auf Berg verzichtete er, um nicht in einen Krieg mit Frankreich verwickelt zu werden. Er rckte noch
1740 in Schlesien ein und wurde von den dortigen Protestanten mit Freuden begrt. Nachdem er die sterreicher am 10. April
1741 bei Mollwitz unweit Brieg besiegt hatte, ein Verdienst seines Generals Grafen Schwerin, rckte er im folgenden Jahre in Bhmen ein. Hier schlug er die Feinde so entscheidend, da Maria Theresia in den Frieden von Breslau willigen
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Extrahierte Ortsnamen: Sddeutschland England Rheinsberg Friedrichs Hause_Habsburg Herzogtum_Berg_am_Rhein Frankreich Mollwitz Brieg Schwerin Breslau
52 12. Wilhelm El seit 15. Juni 1888.
?
dazu bei, da sich die Gegenstze zwischen den nord- und sd-deutschen Stmmen immer mehr ausglichen. Seine Gemahlin war die knigliche Prinze Viktoria von England, mit der er in glcklichster Ehe lebte. Er hatte acht Kinder von ihr. Schon vor dem Regierungsantritt wurde er zum tiefsten Schmerze Deutschlands von einem tdlichen Hals bel ergriffen, das ihn zwang, in Italien (San Remo) Heilung zu suchen. Krank kehrte er heim, und nur 99 Tage waren ihm vergnnt, die Herrschaft zu führen. Als er nicht mehr sprechen konnte, schrieb er seinem Sohne, dem Kronprinzen Wilhelm, die Worte auf: Lerne leiden, ohne zu klagen."
12. Wilhelm Ii. seit (5. Juni (888.
Wilhelm als 55. Kaiser Wilhelm Ii. wurde am 27. Januar 1859 $rms' geboren, besuchte das Gymnasium in Kassel und studierte in Bonn. Im Soldatenstand stieg er vor seiner Thronbesteigung bis zum Generalmajor auf. Er vermhlte sich am 20. Februar 1881 mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Augustenburg ( 46, 1), die ihm sechs Shne und eine Tochter gebar. Der lteste Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm, wurde am 6. Mai 1882 geboren.
a) Wilhelms Ii. friedliche Regierung.
Erwerbungen. Wilhelm Ii. regierte der 26 Jahre in Frieden. Er galt zwar zuerst allgemein als kriegerischer Fürst. Erst all-mhlich berzeugten sich Freunde und Feinde davon, da man ihm unrecht getan habe. Er vermied es offenbar, das Deutsche Reich ohne Not in auswrtige Streitigkeiten zu verwickeln, und unternahm zahlreiche Reisen zum Besuche fremder Hfe, um die freundlichen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Auf friedlichem Wege erwarb er Helgoland von den Englndern, Kiau-tschou von den Chinesen, die Karolinen von den Spaniern und die Samoa-Jnseln von England und Amerika. Er selbst ging nach Jerusalem, um dort die Schutzherrschaft des Reiches der alle Deutschen zu verknden. Nur einmal be-teiligte er sich an einer auswrtigen Unternehmung. Als sich nmlich die fremdenfeindlichen Boxer in China erhoben und der deutsche Gesandte in Peking ermordet wurde, sandten alle
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Italien Kassel Bonn Wilhelms Helgoland England Amerika Jerusalem China Peking
12. Wilhelm n. seit 15. Juni 1888. 65
er aber von 70 feindlichen Kreuzern fortwhrend verfolgt, bis er dieser bermacht bei den F alklandsins eln (stlich von der Sdspitze Sdamerikas) heldenmtig erlag.
Ihre eigentliche Hochseeflotte versteckten die groß- Nordsee, sprecherischen Englnder furchtsam an ihren Ksten. Da blieb unsrer Flotte nichts brig, als sie aufzusuchen. Einige unserer Kreuzer bombardierten mit gutem Erfolge die englische Oft-kst e, andere trieben den Gegner, der sich einmal etwas weiter hinausgewagt hatte, westlich von Helgoland in die Flucht. Am meisten frchtete sich aber der Dreiverband vor unseren kleinen Unterseebooten (H-Booten), die ja bald zum Vor- n-Boote, 1914. schein kamen, bald wieder verschwanden. Mit ihren sicher treffen-den Torpedos vernichteten sie eine Unzahl von feindlichen Handels- und Kriegsschiffen. Am 22. September 1914 versenkte der Kapitnleutnant Otto Weddigen mit Tt9 drei britische Panzerkreuzer vor der hollndischen Kste. Leider verlor der wackere Held im April 1915 mit der gesamten Mannschaft sein Leben. Ein englischer Dampfer, der heimtckisch unter schwedischer Flagge fuhr, hatte ihn mit seinem U 29 vernichtet. Die H-Boote versetzten dafr dem englischenhandel einen schweren Schlag. Denn sie blockierten die Ksten ganz Gro-britanniens und Irlands und vernichteten zahlreiche Handelsschiffe oder fhrten sie mit der wertvollen Ladung sicher in unsre heimischen Hfen. Da wir aber mit den Erzeugnissen des eigenen Landes haushielten und nicht verhungerten, so schadete es uns auch weniger, da sie durch ihre Grokampf-schiffe die Landung fremder Waren an unseren Ksten ver-hinderten. Als nun im Mai 1915 der englische Riesendampfer Lusitania" an der irischen Kste torpediert wurde, kamenlusitania. isis. auch mehrere amerikanische Brger ums Leben. Aus diesem Vorfall schpften unsere Gegner alsbald die Hoffnung, da jetzt auch Amerika unter Prsident Wilson uns den Krieg er-klren wrde. Denn dieses Land verlangte wirklich, wir sollten mit dem H-Bootkrieg aufhren. Aber unser Kaiser blieb fest, da es sich herausstellte, da die Lusitania" hauptschlich durch die Explosion von 5400 Kisten Munition, die sich an Bord befanden, untergegangen war.
Einen andern Schrecken verursachten in England unsre s-ppettne khnen Zeppeline, die der befestigte Städte, besonders an "nb Bie8er-
Jaenicke, Preuisch-deutsche Geschichte fr Quinta. 2. Aufl. 5
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Otto Wilson Jaenicke
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee Helgoland Irlands Amerika England
3. Der Groe Kurfürst 16401688. 17
Der bermut Ludwigs Xiv. kannte aber bald keine Grenzen mehr und erreichte seinen Hhepunkt, als er 1681 mitten im Frieden die Freie Reichsstadt Straburg ohne weiteres be- stra&burg i68i. setzen lie. Es war eine unerhrte Schmach, die er damit dem Deutschen Reiche antat. Indessen selbst der Kurfürst riet von einem Kriege mit Frankreich ab, weil das Reich gleichzeitig im Osten schwer bedrngt wurde. Hier hatten nmlich die Trken Die Trken vor schon ganz Ungarn erobert und drangen 1683 bis Wien vor. 28,6,1 1683, Die Kaiserstadt wre verloren gewesen, htte sie nicht an Rdiger von Stahremberg einen so tapfern Verteidiger gehabt, dem in der hchsten Not auch von auen Hilfe gebracht wurde. So muten die Trken unverrichteter Sache wieder abziehen.
b) Friedrich Wilhelms Regierung im Innern.
15. Der Kurfürst hatte im Westflischen Frieden fr seine Kontribution deutschen Besitzungen und im Frieden von Oliva auch fr sein und Wl>' Herzogtum Preußen volle Selbstndigkeit erhalten. Aber er war doch bei der Erhebung der Steuern immer noch von dem guten Willen der Stnde, besonders von dem ritterlichen Adel und den Brgern abhngig. Diese setzten auf ihren Ver-sammlungen jedesmal die Summe fest, die sie zur Fhrung der Landesregierung fr ntig hielten. Eine solche direkte Steuer nannte man Kontribution. Der Kurfürst hatte aber in Holland eine andere, bessere Steuer kennen gelernt, die nicht jedes Jahr besonders bewilligt zu werden brauchte und doch nach und nach grere Einnahmen abwarf. Dies war die Akzise, eine indirekte Steuer, die auf fast alle Lebensmittel und Gewerbe-erzeugnisse gelegt wurde. Aber der Adel wollte hiervon nichts wissen, sondern blieb bei der bisherigen Kontribution. Dagegen erklrten sich die mrkischen Städte damit einverstanden und waren bald daran gewhnt. In Ostpreuen benahmen sich die Stnde noch widerspenstiger, als der mrkische Adel. Sie wren am liebsten wieder unter die polnische Oberhoheit zurck-gekehrt, bis der Kurfürst in Knigsberg mit Waffengewalt ein-schritt. Er setzte den Hauptrdelsfhrer der Städte, Hieronymus Roh de, gefangen und lie den Leiter der adligen Unzu-friedenen, Oberst von Kalckstein, hinrichten. Inzwischen hatten die Stnde sich beruhigt und ihrem neuen Herrn den Huldigungseid geschworen, weil sie das Recht der Steuer-bewilligung noch behalten durften.
Jaenicke, Preuisch-deutsche Geschichte fr Quinta. 2. Aufl 2
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28 5. Friedrich Ii. der Groe 17401786.
Oder, dieser die Netze mit der Brahe und Weichsel. Dadurch ent-standen also neue Handelswege, auf denen viele, besonders schwere Waren wie Getreide, Holz, Obst und Steine befrdert werden konnten. Da auf solche Weise der Wohlstand der Bevlkerung stetig zunahm und Friedrich der Groe selbst beraus sparsam lebte, so geschah es, da der Staatsschatz beim Tode des Knigs wohlgefllt war.
Rechtspflege. Die Rechtspflege, die frher noch manches zu wnschen brig lie, wurde von Grund aus verbessert. Der König befahl, da die Richter auf ihn nicht mehr Rcksicht nehmen, sondern nur in seinem Namen nach bestem Wissen und Gewissen Recht sprechen sollten. Bekannt ist ja die freilich sagenhafte Erzhlung von der Mhle von Sanssouci. Er sorgte nur fr eine schnelle Recht-sprechung, fr mglichst verstndliche Gesetze und fr ein neues vortreffliches Gesetzbuch, das den Titel Allgemeines Land-recht" hatte, aber erst unter seinem Nachfolger fertig wurde.
Kirchs und Friedrich der Groe hielt die christliche Lehre fr die beste, war aber in religisen Dingen durchaus duldsam. Er sagte: Die Religionen mssen alle tolerieret (geduldet) werden, denn hier mu jeder nach seiner Fasson (Art) selig werden." Da ihm die Bildung des gesamten Volks am Herzen lag, tat er mehr fr die Volksschulen, als fr die Universitten und hheren Schulen.
Kunst ud 28. Berlin erhielt damals zuerst das Ansehen einer
Wissenschaften, un^ zhlte bei seinem Tode schon 150 000 Einwohner.
Er baute hier das schne Opernhaus und den Dom, der (1905) erneuert wurde, und legte den herrlichen Tiergarten an. Bei Potsdam baute er sich das Schlo Sanssouci, wo er gern mit franzsischen und deutschen Gelehrten verkehrte, und das wunder-volle Neue Palais, das Kaiser Wilhelm Ii. im Sommer zu be-wohnen pflegt. Er sprach und schrieb, wie er es in der Jugend gewhnt war, meist Franzsisch und liebte die franzsischen Schriftsteller auch mehr als die deutschen. Aber deswegen ver-achtete er diese keineswegs, sondern er prophezeite ihnen sogar eine groe Zukunft, und wirklich lebten ja damals schon unsere vorzglichsten Dichter, Lessing, Schiller und Goethe. In Knigsberg lehrte damals auch der grte Philosoph, Jmma-nuel Kant, der das Sittengesetz aufstellte, der Mensch msse das Rechte stets um des Guten selbst willen tun. Nach diesem Gesetz handelte aber Friedrich der Groe wie kein anderer.
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30 7. Friedrich Wilhelm Ii.
machte sich 1804 zum Kaiser. Er nannte sich seitdem N a p o -l e o n I. Sein Regiment wurde brigens fast ebenso willkrlich wie das der frheren Könige, so da vorlufig die franzsische Revolution von 1789 wenig Erfolg hatte.
Krieg und 30. An den Kriegen gegen Frankreich nahm Friedrich
ytieu6it mit cm * ir t y" y- ,,
Frankreich. W l l h e l m Ii. nur wenige Jahre teil. Er zog es vor, mit der Republik schon 1795 (zu Basel) Frieden zu schlieen, weil in seinem Rcken Rußland und sterreich Rnke schmiedeten und Polen unter sich allein aufteilen wollten. Er trat also in jenem Frieden seine Besitzungen links vom Rhein an Frankreich ab, er-hielt aber das Versprechen, dafr durch rechtsrheinische Lnder entschdigt zu werden.
rraertufei, Inzwischen hatte er sich wenigstens mit Rußland dahin ge-I793rounbni0795. einigt, da er die polnischen Gebiete von Posen und Kalifch besetzen durfte. Die Polen erhoben sich zwar unter ihrem Fhrer Kosciuszko skoschtschuschko^I zu verzweifeltem Widerstand, wurden aber 1795 an der Weichsel entscheidend geschlagen und verloren damit den letzten Rest ihres Landes. Rußland und sterreich nahmen wieder die grten Stcke an sich, Preußen namentlich das Gebiet von Warschau. Diese Erwerbung war aber wegen der fremdartigen und verwahrlosten Bevlkerung nicht so wichtig wie die, welche Friedrich Wilhelm Ii. in Sddeutsch-Ansbach und land machte. Hier gelangten nmlich die schnen Lnder Ans-Baireuth, Q^ ^ Baireuth von dem letzten kinderlosen Markgrafen an Preußen.
Schule und Der König mochte sich im Innern seines Staates am meisten um die S ch u l e n verdient. Er schuf das Oberschulkollegium, das alle hheren und niederen Schulen zu beaufsichtigen hatte, ver-besserte den Unterricht und fhrte z. B. auch die Abiturienten-Prfung ein. Am Hofe und in der hheren Gesellschaft wurde nicht mehr wie frher Franzsisch, sondern Deutsch gesprochen. Seine Kapelle hatte europischen Ruf, und die grten Ton-knstler seiner Zeit, Mozart und Beethoven, standen bei Niedergang ihm in hoher Gunst. Aber nicht blo bei Hofe, sondern auch im des Staates, griffen Genusucht und Leichtlebigkeit so sehr
um sich, da die Zucht und Ehrbarkeit der groen Zeiten unter Friedrich Ii. vergessen zu sein schienen. Da berdies die Staats-kasse erschpft war und das Heer seine alte Strammheit verloren hatte, so ging der Staat einem schweren Unglck entgegen.
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ytieu6it Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Mozart Beethoven Friedrich_Ii Friedrich
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11. Friedrich Hl vom 9. Mrz bis 15. Juni 1888. 51
53. Seit der Anwendung der Dampfkraft und Elektri- Arbeiterges-h-. zitt waren immer zahlreichere Fabriken entstanden. Denn diese konnten weit mehr und weit billigere Waren herstellen, als es die einzelnen Handwerker bisher vermocht hatten. Die Be-vlkerung kaufte auch lieber die billigere Fabrikware als die teurere des Handwerkers. Die Folge aber war, da viele Hand-werker dadurch ihr Brot und ihre Selbstndigkeit verloren und als Arbeiter in die Fabriken eintraten, um sich dort den Lebens-unterhalt zu verdienen. Hier war nun die Arbeit sehr ein-frmig und abstumpfend, oft auch fr Gesundheit und Leben ge-fhrlich. Daraus entstand aber unter den Arbeitern vielfach Un-Zufriedenheit. Diese fhrte so weit, da nacheinander zwei Ver-brecher (1878) gegen Kaiser Wilhelm die Hand zum Meuchel-mord erhoben. Im zweiten Falle wurde der Herrscher durch Schrotschsse schwer verwundet. Trotzdem nahm er sich nach seiner Genesung der verirrten Arbeitermassen in nie dagewesener Frsorge an. Bundesrat und Reichstag einigten sich der Ge-setze, wonach den Arbeitern bei Krankheiten und Unfllen mit Hilfe der Reichskasse und eigener Spareinlagen Untersttzungen zugesichert wurden.
Als Kaiser Wilhelm I. am 9. Mrz 1888 durch einen sanften Wilhelms i. Tod aus dem Leben abberufen wurde, trauerten nicht blo alle Xobl guten Deutschen, sondern die ganze Welt um ihn. Denn er geno berall die grte Ehrfurcht und Liebe. Seine letzten Worte: Ich habe keine Zeit, mde zu sein", bezeugten noch, "wie er bis zum letzten Augenblick um sein Volk besorgt war. Seine Gemahlin, Kaiserin Augusta, stammte aus Weimar und war eine rechte Landesmutter, die sich in der Pflege der Kranken und Schwachen nicht genugtun konnte (f 1890).
U- Friedrich Iii. vom 9. Mrz bis 15. Juni 1888.
54. Kaiser Friedrich Iii., der Sohn Wilhelms I., Friedrich in. hatte eine hohe, herrliche Gestalt und ein beraus liebenswrdiges re9iert 99 *a0e-Wesen. Er war so beliebt, da er im Volke mit Stolz Unser Fritz" genannt wurde. Seiner K r i e g s t a t e n als Kronprinz in den Jahren 1866 und 1870/71 ist schon gedacht worden. Im Frieden besichtigte er jhrlich die Truppen in Sddeutschland und trug auch hier durch sein freundliches Entgegenkommen viel
4* .
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Hl Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelms Augusta Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich Wilhelms_I. Wilhelms_I. Friedrich Friedrich
2
Einleitung.
Er allein erinnert sich des Geschehenen und weiss davon; und seine Begegnisse und Thaten sind vorzugsweise werth, gewusst zu werden. Wäre kein Mensch, so wäre keine Geschichte. Er ist zugleich Subject und Object der Geschichte.
§ 3.
Geschichte der Menschheit.
J. v. Müller, 24 Bücher allgein. Gesch. 1799. F. Chr. Schlosser, Weltgesch. f. d. deutsche Volk, Ausg. von lcriegk 19 Bd. 1844. (wo Schlossers Original-Arheiten selbständig neben d. Auszuge stehen, erstere). Karl v. Rotteck, seit 1813. C. Fr. Becker, Weltgesch., 8. Aufl. durch Adolf Schmidt Berlin tsco. Gr. Weber, Allgein. Weltgesch. Leipz. 1857, bis jetzt 10 B. G. Dittmar, Gesch. d. Welt. 5 B.
Der Mensch steht nicht als Einzelwesen da, sondern er wird bedingt wie gefördert durch die Gemeinschaft seines Gleichen. Man kann die Geschichte des Einzelnen (Biographie) erzählen, niemals jedoch seine Entwicklung und seine Thaten trennen von der Einwirkung Anderer. Tiefe und Höhe aber der Geschichtsaufgabe wächst mit dem Kreise menschlicher Gemeinschaften. So haben Familien ihre Geschichte, so Städte, so Nationen; so hat endlich die gesammte Menschheit, in ihrem Zusammenwirken gleichsam wie eine moralische Person betrachtet, ihre Geschichte. Was Erzeugnis ihres denkenden Geistes und ihres handelnden Willens ist: Religion, Kunstwissenschaft2), Staatsleben, Sittlichkeit3) — alles dies wird Gegenstand der Darstellung für die Geschichte der Menschheit.
§ 4.
Gott in der Geschichte.
G. E. Leasing, Erziehung des Menschengeschlechts, 1780. C. C. Jos. Lunsen, Gott in d. Gesch. 3 Th. 1857 ff. J. H. Kurtz, Gesch. d. alten Bundes. 3 Th. 1848 ff.
Dann aber findet es sich, dass in den zerstreut auftretenden und scheinbar zufälligen Thaten und Begegnissen der Einzelnen eine Einheit des Zieles waltet, deren sich diese selber nicht bewusst sind, die also nicht von ihnen herrühren kann. Diese Wahrnehmung höchster Planmässigkeit führt auf eine allweise und allmächtige höchste Leitung, führt auf das Walten Gottes in der Geschichte. Wie Gott der Schöpfer der Welt ist, die ihren Anfang nicht in sich selber trägt, so ist er auch das Leben der Welt, d. li. alle Entwicklung, aller Fortschritt zum Ziele geht aus von ihm. Dieses Ziel aber als Endziel aller menschlichen Entwicklung ist ebenfalls
G. Schnaase, Gesch. der bildenden Künste. 5 B. Düsseid. 1843—56. F. Kngler, Handb. d. Kunstgesch. Stuttg. 1859. 2 B. Lübke, Grundriss der Kunstgeschichte, Stuttgart 1871. Moritz Carriere, die Kunst im Zusammenhange mit der Culturentwicklung und die Ideale der Menschheit, Leipzig 1871. 2) J. G. Th. Grässe, Lehrb. d. allgem. Litterärgesch., daraus
Handb. der allgem. Litterärgesch. 3) G. Klemm, Allgem. Culturgesch.,
Leipz. 1853. 10 B.
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Extrahierte Personennamen: Schlosser Karl_v Karl Rotteck Adolf_Schmidt Adolf Dittmar C._C._Jos J._H._Kurtz Moritz_Carriere Klemm
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Einleitung.
um die Macht; dennoch beginnt mit ihnen erst die Entwicklung auf geistigem und sittlichem Gebiet. — Wie aber diese erkorenen Völker zu jenen namenlosen sich verhalten, so verhalten sich wieder in den Völkern selbst einzelne hochbegabte Geister, deren innere Genesis ein göttliches Geheimnils ist, zu ihren Lands- und Volksgenossen: ihr Genius bringt den Fortschritt, sei es in der Begründung von Religionen oder bürgerlichen Ordnungen, sei es mit der Gabe des Gesanges oder der Dichtung, sei es als Entdecker oder Erfinder, oder sei es auch als die Herrschergeister und Kriegesfürsten. An sie wieder, als die genialen Persönlichkeiten, an die grossen Männer, knüpft sich wesentlich die Geschichte; doch darf man die Volks- und Culturbasis, auf der sie fufsen, nicht übersehen. Der Cultus des Genies, dessen man neuerdings Historiker beschuldigt hat, fehlt theils darin, dass er für diese Genien einen anderen Massstab der Beurtheilung fordert als die allen Menschen von Gott gesetzte sittliche Ordnung; theils darin, dass er sie, die Gott erweckt, selbst zu Göttern macht, nicht bloss zu Werkzeugen seiner Pläne.
§ 6.
Perioden der allgemeinen Geschichte.
Man könnte die Geschichte einfach in zwei grosse Perioden, eine vor Christus und eine nach Christus, theilen. Da aber das Christenthum wie ein Senfkorn beginnt und erst langsam die Welt durchdringt: so bildet es bei seinem Eintreten noch keinen sichtbaren Perioden-Einschnitt. Dieser wird für die alte Zeit immer da sein und bleiben, wo die antik-heidnische Welt in ihren letzten Spuren vergeht: nämlich im Untergange des weströmischen Reiches 476 n. Chr. Geburt. Dann beginnt die Zeit der germanischen Staats- und der römischen Kirchenform; beide sich durchdringend, sich bekämpfend, endlich zum Theil sich auflösend; diese grosse Gährungszeit nennen wir das Mittel alt er. Dieses schliesst, nachdem das wiederauflebende Alterthum (die Renaissance) die Individualitäten entfesselt und die Kirchenreformation die bisherige äussere Einheit der Völker in einer, die ganze civilisirte Menschheit umfassenden Hierarchie gebrochen, und gleichzeitig wichtige Entdeckungen über Erde und Himmel neue Anschauungen verbreitet haben, und auch auf politischem Gebiet die Ideen des bisherigen Lehnsstaates wankend zu werden beginnen. Von da an 1492 oder 1517, befinden wir uns in dem Abschnitt der neueren Zeit, der Zeit allseitiger freier geistiger Entwicklung, mit allem Segen wie aller Gefahr, den eine solche bringt: eine Periode, deren einseitiger Lobredner zu sein uns nicht ziemt, ehe alle Wege der Vorsehung uns enthüllt sind.
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